Entscheidungsunterstützungssystem

Maßnahmen zur Risikobeherrschung

Bewirtschaftung des Gewässers

Bewirtschaftungsmaßnahmen zur Beherrschung des Cyanobakterienwachstums sind am nachhaltigsten und wirkungsvollsten, wenn es gelingt, durch Maßnahmen im Einzugsgebiet die Nährstoffeinträge und somit die Nährstoffkonzentration im Gewässer hinreichend gering zu halten. Wo dies nicht gelingt, haben interne Maßnahmen, z.B. durch Management des Wasserkörpers, oft nur eine geringe Erfolgsquote. Sie können aber sinnvoll sein, wenn es gilt, die Reaktion des Gewässers auf eine Reduktion der Nährstofffracht zu beschleunigen, oder in Grenzfällen, in denen die Nährstoffkonzentration nur knapp zu hoch ist.

Zu Bewirtschaftungsmaßnahmen im Gewässer zählen

  • die Steuerung von physikalischen Faktoren wie die Lichtverfügbarkeit durch eine vertikale Durchmischung des Gewässers,
  • die Beeinflussung der Freisetzung von Nährstoffen aus den Sedimenten und
  • biologische Maßnahmen wie die Manipulation des Fischbesatzes [1] oder das Pflanzen von Schilfgürteln [2].

Voraussetzung für die zielführende Auswahl von Maßnahmen ist eine Abschätzung ihrer Rolle für den Nährstoffhaushalt des Gewässers und/oder sein Nahrungsnetz. Die Beherrschung der Cyanobakterien durch Maßnahmen im Gewässer ist ausgesprochen schwierig und erfordert limnologische und planktonökologische Expertise, in der Planung der Maßnahmen wie auch begleitend zu ihrer Durchführung, um ggf. nachsteuern zu können. Daher sind Maßnahmen im Gewässer nicht billig. Selbst mit dieser Expertise ist die Unsicherheit der Vorhersagen größer als bei Maßnahmen im Management des Einzugsgebiets, der Wasserentnahme oder der Trinkwasseraufbereitung. Beispiele und Fallstudien zu gewässerinternen Maßnahmen finden Sie unter Literatur.

Mögliche Maßnahmen im Gewässer und deren Überwachung finden Sie hier.

Beispiele für Maßnahmen Beispiele für deren (behördliche und/oder betriebliche) Überwachung
Künstliche Durchmischung (nur bei Dominanz auftriebsregulierender Gattungen wie Microcystis, Anabaena, Aphanizomenon) i.d.R. durch Belüftung mit einer Intensität, die ausreicht, um deren Auftrieb zu unterdrücken Prüfung der Pläne für die Maßnahme insb. auf hinreichende Klärung der Erfolgsaussichten;
Regelmäßige visuelle Inspektion der Belüftungseinrichtungen, Aufzeichnungen über die Pumpenaktivität und kontinuierlich oder periodisch (z.B. wöchentlich) gemessene Tiefenprofile der Temperatur im Gewässer
Maßnahmen zur Unterdrückung der Freisetzung von Phosphor (P) aus dem Sediment, sofern belegt ist, dass diese eine wesentliche P-Quelle sind, z.B. Ausbaggern (bis auf Schichten mit weniger P), Abdeckung oder – sofern die Freisetzung eindeutig redox-abhängig ist – Oxidation der Sedimente.
Achtung: Erfolgschancen nur, wenn P-Fracht aus dem Zulauf hinreichend reduziert wurde; nötig nur bei geringer Austauschrate mit P-armem Wasser, Auslegung der Nährstoffelimination im Klärwerk so, dass die Ziele für die Fracht an Phosphor (und Stickstoff) erreicht werden
Prüfung der Pläne für die Maßnahme insb. auf hinreichende Klärung der Erfolgsaussichten und Notwendigkeit (bei hinreichender Reduktion der P-Fracht und Wasseraustauschrate wird auch der P-Gehalt des Sediments ausgetragen; ggf. erfordert dies einige Jahre);
Wissenschaftliches Begleitprogramm zur Phosphorbilanz des Gewässers um Wirksamkeit zu validieren
Besatz mit Raubfischen bzw. “Manipulation der Nahrungskette” [1] Achtung: Erfolgschancen bei Gewässern mit >50- 100 µg/L Gesamt-Phosphor eher gering Prüfung der Pläne für die Maßnahme insb. auf hinreichende Klärung der Erfolgsaussichten;
Regelmäßige Aufnahme/Bestimmung der Fischbestände
Anpflanzung und Pflege von Makrophyten und Schilfgürteln [2] Achtung: Erfolgschancen bei Gewässern mit geringem flachen (< 1- 1,5 m) Uferanteil und mit >50- 100 µg/L Gesamt-Phosphor eher gering Prüfung der Pläne für die Maßnahme insb. auf hinreichende Klärung der Erfolgsaussichten;
Regelmäßige Inspektion durch Aufnahme/Kartierung der Schilfgürtel

Die Bewirtschaftung eines Gewässersystems mit der Folge einer Änderung seiner Biomasse und Produktivität betrifft in der Regel verschiedene Interessengruppen (z.B. sind Konflikte mit Anglern nicht selten). Eine erfolgreiche Implementierung ist daher wahrscheinlicher, wenn diese Interessengruppen an den Planungen beteiligt werden und Kontrollmaßnahmen gemeinsam geplant und umgesetzt werden (z.B. im WSP-Team).

[1]

Eine Beeinflussung der Nahrungskette durch den Besatz mit planktivoren Fischen

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[2]

In eutrophen Gewässern führt das Pflanzen von Schilfgürteln und anderen Makrophyten selten zum Erfolg.

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