Entscheidungsunterstützungssystem

Maßnahmen zur Risikobeherrschung

Trinkwasserentnahme

Bei der Festlegung von Rohwasserentnahmeverfahren und Entnahmestellen werden grundlegende Entscheidungen getroffen. Falls eine Direktentnahme von Oberflächenwasser erfolgt, muss sichergestellt werden, dass das „Ansaugen“ von Cyanobakterien so weit wie möglich vermieden wird und die Aufbereitung in der Lage ist ggf. Cyanotoxine zu entfernen. Dagegen folgt nach der Wasserentnahme über Sedimentpassage (Uferfiltration oder Grundwasseranreicherung) nicht unbedingt eine Aufbereitung, denn diese Verfahren sind bei geeignetem Sediment und ausreichender Verweilzeit auch gut geeignet, Cyanotoxine zu entfernen.

Die Wasserentnahme erfordert eine sorgfältige Planung und Entwicklung der entsprechenden Anlagen (Brunnen bei der Uferfiltration, Entnahmestelle und Horizonte in Talsperren). Erfolgskritisch für die Sicherheit ist, dass die jeweils gewählte Entnahme die Cyanobakterien und/oder gelösten Toxine stets so zurückhält oder reduziert wie vorgesehen sowie ferner eine möglichst kontinuierliche betriebliche Überwachung anhand festgelegter Betriebsparameter (z.B. Pumpraten von Brunnen oder on-line Fluoreszenz an der Entnahmestelle).

Für den Bereich „Trinkwasserentnahme“ liegt die erforderliche spezifische Fachkompetenz in Hydrogeologie und Bodenchemie im Hinblick auf die Rückhaltung organischer Stoffe bei Uferfiltration und/oder künstlicher Grundwasseranreicherung sowie in Hydrologie und in Phytoplankton-Ökologie (spezifisch im Hinblick auf das Vorkommen von Cyanobakterien) bei Entnahme aus einem Gewässer.

Mögliche Maßnahmen bei der Trinkwasserentnahme und deren Überwachung finden Sie hier.

Prozessschritt Beispiele für Maßnahmen Betriebliche Überwachung
Planung Bei Uferfiltration oder künstlicher Grundwasseranreicherung:
Genehmigungen u.a. auch auf der Grundlage einer Analyse der Wahrscheinlichkeit eines Durchbruchs von Cyanotoxinen;
Optimieren der Lage der Brunnen zur Gewährleistung einer für den Abbau von Cyanotoxinen ausreichenden Mindestaufenthaltszeit im Sediment
Prüfung der Pläne insb. im Hinblick auf Fachkompetenz der Analyse, d.h. der hydro(geo-)logischen Datengrundlage. Überprüfung der Verweilzeiten im Sediment durch Tracertests; Korngrößenanalysen des Sediments zur Prüfung der Annahmen bei Planung
Bei Entnahme aus dem Gewässer: Optimierung der Lage der Entnahmestelle je nach hauptsächlicher Position von Massenentwicklungen bzw. Schlieren an der Wasseroberfläche, d.h. außerhalb von anfälligen Buchten und/oder in ausreichender Tiefe (unterhalb der Oberflächenanreicherung oder oberhalb von Cyanobakterienhorizonten im Metalimnion) Prüfung der Daten zur Cyanobakteriendichten an verschiedenen Stellen des Gewässers und an der Entnahmestelle.
Entwicklung, Konstruktion und Instandhaltung Konstruktion von Brunnen nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik bei Vermeidung der Ausbildung bevorzugter Fließstrecken im Untergrund(die zur Reduktion der Filterwirkung des Bodens führen). Brunnenbohrung nur durch geschulte Experten; Pumptests unter Volllast; Überwachung der Bohrlöcher mit Hilfe von TV
Bei Entnahme aus dem Gewässer: Tiefenvariable Rohwasserentnahme, um u.a. auch auf hohe Konzentrationen von Cyanobakterien flexibel reagieren zu können Regelmäßige technische Prüfung der Funktionsfähigkeit der Systeme für die tiefenvariable Wasserentnahme;
Kontrolle der Dokumentation der Tiefenauswahl und ihrer jeweiligen Begründung
Betrieb Bei Grundwasseranreicherung: Vermeidung anoxischer / anaerober Bedingungen durch regelmäßiges Entfernen von verstopften Filterschichten Überwachung von DOC im Oberflächenwasser und/oder Sauerstoffgehalt im Filtrat
Nach der Entfernung von verstopften Filterschichten in Anreicherungsbecken: Einhaltung der erforderlichen Aufenthaltszeit durch Reduzierung der Pumpenleistung Überwachung der Förderrate;
Prüfung der Inspektionsberichte zur Entfernung von Filtermaterial, zu Grundwasserständen und Förderraten
Bei tiefenvariabler Rohwasserentnahme: Steuerung der Entnahmetiefe gemäß eines ausgewählten Indikators für Canobakterien wie z.B. Trübung oder Fluoreszenz Überwachung der gewählten Indikatoren für Cyanobakterienbiomasse an der Entnahmestelle

Diese Tabelle ist weder vollständig, noch sollen stets alle hier genannten Maßnahmen implementiert werden. Vielmehr soll sie das Wesen von Maßnahmen und deren Überwachung demonstrieren sowie Anstöße für Ihre eigene Planung liefern.