Entscheidungsunterstützungssystem

Maßnahmen zur Risikobeherrschung

Validierung

Validierung ist die Prüfung der jeweiligen Maßnahmen zur Beherrschung des Cyanobakterienwachstums im Gewässer und des Durchbruchs von Cyanotoxinen in das Trinkwasser auf ihre Eignung dafür, den gewünschten Effekt zu erzielen. Validierung gehört nicht zum Tagesgeschäft. Sie ist typischerweise intensiv, wenn ein System neu konstruiert oder eine neue Maßnahme eingerichtet wird, und sie sollte periodisch wiederholt werden, insb. nach Änderungen im System und ohnehin im Kontext der periodischen Validierung eines gesamten Water Safety Plan.

Die Validierung beginnt mit der Sichtung bereits existierender Daten und Informationen wie wissenschaftliche Literatur, technischer Regelwerke und Richtlinien, Vorschriften und ihrer Anmerkungen, vorliegendem Datenmaterial und Aufzeichnungen aus der betrieblichen Überwachung sowie – ganz wichtig – Ihrer eigenen Erfahrung.

Dabei auftretende Fragen z.B. darüber, ob eine Maßnahme in einer speziellen Situation effektiv genug ist, lassen sich durch gezielte Untersuchungen klären. Verstärkte Untersuchungen während Massenentwicklungen von Cyanobakterien sind z.B. geeignet, um zu prüfen, wie sich die Maßnahmen bei der Aufbereitung bei hoher Belastung verhalten und ob sie ausreichend dimensioniert sind. Wenn nach einer Massenentwicklung Cyanotoxine im Trinkwasser nachgewiesen werden, sollte das Gesamtsystem (und infolge dessen auch der Water Safety Plan) entsprechend nachgebessert werden.

Spezifisch für Cyanobakterien zu beachten ist jedoch, dass Maßnahmen auch erst zeitverzögert eine Wirkung zeigen können. So reagieren z.B. stark nährstoffbelastet Gewässer in der Regel nur langsam auf Reduktion der Nährstofffrachten aus dem Einzugsgebiet, und auch Cyanobakterien reagieren oft erst bei Unterschreitung gewisser Nährstoffkonzentrationen im Gewässer mit einem – dann manchmal abrupten – Rückgang ihrer Biomasse.

Das Ergebnis einer Validierung kann bestätigen, dass die gewählten Maßnahmen ausreichen, Ertüchtigungen bestehender Maßnahmen und Überwachungssysteme nötig sind oder gar deren Ersatz durch besser geeignete sich als erforderlich ausweist.

Ihre Aktivitäten zur Validierung Ihres Systems sollten mit den Ergebnissen der Validierung dokumentiert werden. Beim Auftreten von Zwischenfällen können Sie mit einer solchen Dokumentation gegenüber der Öffentlichkeit und Überwachungsbehörden nachweisen, dass Sie die Ihren Sorgfaltspflichten nachgekommen sind.

Beispiele für die Validierung von Maßnahmen vom Einzugsgebiet bis zur Trinkwasseraufbereitung finden Sie hier.

Systembereich Beispiele für Maßnahmen Mögliche Validierung
Verschiedene Stellen des Versorgungssystems (z.B. im Gewässer, im Filterablauf, etc.) Kontinuierliche Überwachung des Vorkommens von Cyanobakterien anhand von Trübung oder Fluoreszenz als Indikator für die Cyanobakteriendichte Überprüfen Sie durch Zellzahl- oder Biovolumenbestimmungen, ob das aufgezeichnete Signal das Cyanobakterienvorkommen in Ihrem spezifischen Fall korrekt wiedergibt. Dies sollte für alle Bereiche der Versorgungskette, z.B. Rohwasser und Filterauslass, separat durchgeführt werden, da sich Unterschiede im Verhältnis Signal/Biovolumen ergeben können
Einzugsgebiet Managementmaßnahmen zur Reduktion der Nährstoffeinträge z.B. Nutzungseinschränkungen Überprüfen Sie durch gezielte Untersuchungen der in das Gewässer eingetragenen Nährstofffrachten, ob die Maßnahmen ausreichen, um die festgelegten Ziele für die Nährstofffrachten zu erreichen
Gewässer Künstliche Durchmischung und/oder biologische Maßnahmen, um das Cyanobakterienwachstum im Gewässer einzuschränken Verfolgen Sie das Wachstum von Cyanobakterien z.B. durch wöchentliche oder 14-tägige Zellzahl- oder Biovolumenbestimmungen und vergleichen Sie die Ergebnisse mit früheren Erhebungen aus derselben Jahreszeit
Rohwasserentnahme Auswahl des Entnahmehorizontes, um die Aufnahme von Cyanobakterien zu minimieren Erstellen Sie wöchentliche oder 14-tägige Tiefenprofile des Cyanobakterienvorkommens z.B. durch Zellzahlbestimmungen oder in situ Fluoreszenz zu unterschiedlichen Zeiten des Auftretens von Cyanobakterien und vergleichen Sie Ihre Auswahlkriterien mit den Befunden
Trinkwasseraufbereitung Dosierung von Oxidationsmittel oder Aktivkohle, um gelöste Cyanotoxine zu entfernen Ermitteln Sie den Mindestbedarf, um den Abbau bzw. die Bindung von Cyanotoxinen auch in Situationen von erhöhter organischer Belastung (wie bei einer Cyanobakterienblüte) zu gewährleisten, z.B. durch Messkampagnen während Massenentwicklungen im Gewässer. Solche Daten können als Grundlage für ein Dosierungschema dienen, bei dem die Dosierung in Relation zu Indikatoren für das Cyanobakterienbiomasse im Rohwasser gesetzt wird, z.B. Fluoreszenz oder Zellzahl