Entscheidungsunterstützungssystem

Maßnahmen zur Risikobeherrschung

Trinkwasseraufbereitung

Die Festlegung von Maßnahmen zur Eliminierung von Cyanotoxinen in der Trinkwasseraufbereitung erfordert Entscheidungen über Investitionen in die zu nutzende Technologie, z.B. ob die Flockung durch eine Voroxidation gefördert, eine Ozonierung durchgeführt und eine Filterung über Aktivkohle eingesetzt werden soll. Allerdings ist in Deutschland wahrscheinlich, dass, bei Trinkwassergewinnung aus einem mit Cyanobakterien belasteten Gewässer, diese Techniken ohnehin wegen des damit verbundenen hohen DOC-Gehalts und wegen anderer, mit der Eutrophierung einhergehender Qualitätsprobleme, bereits implementiert sind. In dem Fall gilt es zu prüfen, in wie weit der Betrieb dieser Verfahren auch im Hinblick auf die Entfernung von Cyanobakterien und Cyanotoxinen optimiert ist.

Die Maßnahmen müssen sorgfältig geplant und in die Trinkwasseraufbereitung eingebettet werden. Bei der Planung muss sichergestellt werden, dass die ergriffenen Maßnahmen zu allen Zeiten – insb. auch bei ausgeprägten Massenentwicklungen von Cyanobakterien – die angestrebten Leitwerte erreichen können.

Für eine erfolgreiche Planung und Umsetzung von Maßnahmen ist Expertise in der Trinkwasseraufbereitung erforderlich, besonders im Bereich der Entfernung von Algen, Cyanobakterien und gelösten Stoffen.

Die nachfolgende Tabelle enthält Vorschläge für mögliche Maßnahmen in der Trinkwasseraufbereitung.

Prozessschritt Beispiele für Maßnahmen Behördliche und/oder betriebliche Überwachung
Planung Planung der Aufbereitungsschritte im Hinblick auf das Vorkommen von Cyanobakterienmassenentwicklungen zur Optimierung der Entfernung von Zellen und Toxinen Prüfung der Eignung der geplanten Aufbereitungsschritte in Relation zu den Daten über das Vorkommen von Cyanobakterien und Cyanotoxinen
Planung einer situationsabhängigen Dosierung von Aktivkohlepulver unter Berücksichtigung des tatsächlichen Bedarfs; Festlegung eines Auslösewertes für die Zudosierung Prüfung der Eignung der Kohlesorte, des raschen Zugriffs auf ausreichende Mengen und des Auslösers für die Zudosierung
Entwicklung, Konstruktion und Instandhaltung Auslegung, Konstruktion und Betrieb von Filtern so, dass Rückspülung die Cyanobakterien wirksam entfernt, bevor diese ihre Toxine freisetzen Prüfung der Aufzeichnungen über Rückspülhäufigkeiten in Relation zum Cyanobakterienvorkommen im Rohwasser
Bau und Wartung der Anlagen zur Dosierung von Oxidantien so, dass die vorgesehene Dosis und Kontaktzeit eingehalten werden können Inspektion der Anlagen und Protokolle durchgeführter Wartungsarbeiten
Bau und Wartung von Aktivkohlefiltern mit ausreichender Kapazität für den Rückhalt der Cyanotoxine (einschl. Auswahl einer hierfür geeigneten Aktivkohle) Inspektion der Anlagen und Protokolle durchgeführter Wartungsarbeiten sowie der Aufzeichnungen über die Auswahl der Aktivkohle
Betrieb Voroxidation mit ausreichender Dosierung, um gelöste Toxine zu oxidieren oder weitere Behandlungschritte zur Toxinentfernung Überwachung der Dosierung der Oxidantien gegen vorher festgelegte Mindestdosis zur effizienten Toxinoxidation oder Überwachung der nachfolgenden Behandlungsschritte zur Cyanotoxin-Entfernung
Betrieb der Filter so, dass Cyanobakterien effizient zurückgehalten werden On-line Erfassung von Parametern, die auf einen Durchbruch von Zellen hindeuten können (z.B. Trübung, Fluoreszenz)
Betrieb der Filteranlagen so, dass eine Zerstörung der Zellen und damit eine Freisetzung von Cyanotoxinen vermieden wird, z.B. durch Anpassung der Rückspülhäufigkeit an die Menge der auf dem Filter abgelagerten Zellen Überwachung des Filterwiderstands gegen vorher getestete Schwellwerte, die auf eine Überladung und somit auf ein erhöhtes Risiko des Durchbruchs von Zellen hinweisen
Bei Nachoxidierung zur Entfernung gelöster Toxine: vollständige Oxidation sicherstellen Überwachung der Oxidantien-Dosierung unter Berücksichtigung der vorher bestimmten erforderlichen Mengen und Kontaktzeiten
Beim Einsatz von Aktivkohle (als Filter oder als Zugabe von Pulverkohle) vollständige Toxinentfernung sicherstellen Überwachung der Dosierung von Pulverkohle oder der Kontaktzeit auf einem Aktivkohlefilter unter Berücksichtigung der voher bestimmten erforderlichen Mengen und Kontaktzeiten

Diese Tabelle ist weder vollständig, noch sollen stets alle hier genannten Maßnahmen implementiert werden. Vielmehr soll sie das Wesen von Maßnahmen und deren Überwachung demonstrieren sowie Anstöße für Ihre eigene Planung liefern.