Entscheidungsunterstützungssystem

Water Safety Plan

Bereits die WHO-Leitlinien für Trinkwasserqualität von 2004 betonen, dass Sicherheit in der Trinkwasseraufbereitung nicht durch die Einhaltung von Grenzwerten erreicht wird, sondern durch eine stringente Prozessüberwachung vom Einzugsgebiet bis zum Verbraucher. Vorbild für diesen systematischen Ansatz ist das Rahmenprogramm für sicheres Trinkwasser, in dem der Water Safety Plan (WSP) ein zentrales Element darstellt.

Das WSP-Konzept konzentriert sich auf die Risikoabschätzung und die Prozessbeherrschung. Es ist ein operationales Konzept des Qualitätsmanagements, wobei seine umfassende und strukturierte Herangehensweise besonders nützlich bei der Bewertung und Beherrschung des Cyanotoxin-Risikos ist. Eine umfangreiche Anleitung zur Erstellung eines WSPs bietet das WSP-Handbuch der WHO.

Die Vorgehensweise gliedert sich in folgende Schritte:

  1. Systembeschreibung:
    Beschreibung des gesamten Versorgungssystems vom Einzugsgebiet bis zum Verbraucher.
  2. Systembewertung: Gefährdungsanalyse und Risikoabschätzung
    Bei der Gefährdungsanalyse werden im gesamten Versorgungssystem Gefährdungen sowie deren auslösenden Ursachen oder Ereignisse erfasst, die die Trinkwasserqualität beeinträchtigen können. Die darauf folgende Risikoabschätzung analysiert das Schadensausmaß und die Eintrittswahrscheinlichkeit einer Gefährdung und dient auch der Priorisierung der verschiedenen Risiken eines Versorgungssystems.
  3. Risikobeherrschung:
    Zur Risikobeherrschung erfolgt eine Erhebung der bestehenden organisatorischen und technischen Maßnahmen zur Risikobeherrschung sowie eine Bewertung ihrer Eignung, das Risiko zu beherrschen (Validierung). Auch werden dabei die Eignung der bestehenden betrieblichen Überwachung der Maßnahmen sowie Korrekturmaßnahmen bewertet und/oder es werden weitere festgelegt.
  4. Nachweis der Trinkwasserqualität (Verifizierung):
    Hiermit wird bewiesen, dass mit den festgelegten Maßnahmen die Ziele der Versorgungssicherheit erreicht werden, z.B. dass die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung eingehalten werden.

In der Dokumentation werden alle wesentlichen Aspekte der Punkte 1-4 festgehalten, und ebenso erfolgt in regelmäßigen Abständen eine Revision der Punkte 1-4 für mögliche Verbesserung des Systems.

Bei der Erstellung eines WSP werden in der Regel die Interessen unterschiedlicher Nutzergruppen berührt, was häufig zu Konflikten führt. Eine erfolgreiche Einführung und Umsetzung eines WSP ist dann wahrscheinlich, wenn alle Interessengruppen bei Entscheidungen über Maßnahmen zur Beherrschung der Gefährdung und über Zielgrößen hinzugezogen werden.