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Hintergrundinformation

Toxische Cyanobakterien

Cyanobakterien [1] sind ein natürlicher Teil der Lebensgemeinschaften in unseren Gewässern. Ein Teil der Cyanobakterien kommt schwebend im Wasserkörper vor (planktisch), andere Arten besiedeln Oberflächen wie den Gewässergrund oder Steine (benthisch). Bei hohen Nährstoffkonzentrationen können sich Cyanobakterien extrem stark vermehren.

Cyanobakterien können neben dem Chlorophyll sogenannte akkzessorische Photopigmente enthalten, so z.B. das rote Phycoerythrin und das blaue Phycocyanin. Durch diese Pigmente entsteht die typische Färbung der verschiedenen Cyanobakterien, wodurch sie bei einem Massenauftreten das Wasser in unterschiedlichen Farben verfärben. Blau wirken Cyanobakterienblüten allerdings meist nur dann, wenn die Zellen stark geschädigt sind und das gut wasserlösliche Phycocyanin heraustritt.

Schlieren an der Wasseroberfläche während einer Massenentwicklung von Microcystis Aufrahmung von Planktothrix rubescens an der Wasseroberfläche ( (© ARPA, Sicilia) Deutlich bläulich erscheinen Cyanobakterien meist nur beim Absterben

Viele Arten von Cyanobakterien können Toxine produzieren, die bei Menschen und Tieren zu Vergiftungen führen können. Vor allem die im Süßwasser häufig vorkommenden potentiell toxischen Cyanobakterien wie Microcystis, Planktothrix, Aphanizomenon und Anabaena bilden unter günstigen Bedingungen Massenentwicklungen (“Algenblüten”), die zeitweilig fast alle anderen Phytoplankton-Arten verdrängen. Für die Beurteilung, ob Cyanobakterien in Badegewässern oder in der Trinkwasserversorgung eine Gefährdung darstellen, ist es wichtig, das Auftreten möglicherweise kritischer Gattungen schnell und sicher erkennen zu können.

Bei der Bewertung kommt es häufig nicht auf die genaue Artbestimmung an; meist genügt die Zuordnung zu einer Gattung, was von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Erfahrung im Mikroskopieren nach einer Schulungsphase gut geleistet werden kann.

Als ersten Einstieg finden Sie auf dieser Seite eine Übersicht der am häufigsten vorkommenden potentiell toxischen Cyanobakterien. Weitere Quellen für einen Einstieg in die Thematik finden Sie im Literaturverzeichnis, im Internet, z.B. Fotos oder taxonomische Informationen und Literaturquellen.

Mit Hilfe dieser Quellen – und auch unter Hinzuziehung externer limnologischer Kompetenz – können Sie die wichtigsten Cyanobakterien in Ihrem Gewässer bestimmen und eine Liste für deren Bestimmung in den Folgejahren erstellen.

Häufige toxinbildende Cyanobakterien

Die nachfolgenden Cyanobakterien bilden in Mitteleuropa häufig Massenentwicklungen und können Cyanotoxine produzieren.

Microcystis

Microcystis aeruginosaMicrocystis viridisMicrocystis ichthyoblabe

Planktothrix

Planktothrix agardhii

Aphanizomenon/Cuspidothrix

Aphanizomenon flos-aquae (© A. Ballot) Aphanizomenon gracile (© A. Ballot) Cuspidothrix issatschenkoi (© A. Ballot), vormals Aphanizomenon issatschenkoi

Anabaena (syn. Dolichospermum)

Anabaena lemmermannii (© A. Ballot)Anabaena flos-aquae (© A. Ballot) Anabaena planctonica (© A. Ballot)

Nodularia

Nodularia spumigena - gewundene Filamente (© B. Schubert)Nodularia spumigena - gerade und gewundene Filamente (© B. Schubert)

Cylindrospermopsis

Cylindrospermopsis raciborskii (© T. Endrulat)

Weitere toxinbildende Cyanobakterien

Auch bei den folgenden Gattungen wurde die Produktion von Cyanotoxinen nachgewiesen. Das Gefährdungspotential dieser Gattungen für Gewässernutzung und Trinkwassergewinnung wird aber als weniger relevant eingeschätzt.

Anabaenopsis

Cylindrospermum

Lyngbya

Nostoc

Oscillatoria

Phormidium

Raphidiopsis

Schizothrix

Tychonema

[1] Cyanobakterien

Cyanobakterien werden zwar umgangssprachlich “Blaualgen” genannt, sind aber Gram-negative Bakterien. Aufgrund ihrer Fähigkeit zur oxygenen Photosynthese wurden sie früher zu den Algen gerechnet und als Cyanophyceae (Blaualgen) geführt.

[2] Filament

Zellfäden oder -ketten

[3] Heterocysten

Stickstoff-fixierende Zellen, werden nur von manchen Cyanobakterien ausgebildet.

[4] Akineten

Dauerzellen, werden nur von manchen Cyanobakterien gebildet

[5] Schichtung: Epilimnion, Metalimnion, Hypolimnion

In tiefen Gewässern entsteht im Sommer durch die Erwärmuung des Wasserkörpers eine thermische Schichtung. Aufgrund von Dichteunterschieden durchmischt sich das erwärmte Oberflächenwasser (Epilimnion) nicht mit dem kälteren Tiefenwasser (Hypolimnion). Zwischen diesen beiden Schichten liegt die Sprungschicht (Metalimnion), innerhalb dieser die Temperatur stark fällt und die Dichte des Wassers entsprechend zunimmt.